FOSSGIS-Community in Corona-Zeiten

von Astrid Emde, WhereGroup

Infobrief 02 | 2020

 

Die Welt kämpft mit einer Pandemie, deren Auswirkungen auf unseren Alltag wir uns vorher nicht hätten vorstellen können. Es scheint so, als ob es ein Leben vor und eines nach der COVID-19 Pandemie geben würde. Bereits die FOSSGIS Konferenz 2020 im März stand unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie [1]. Damals war allerdings noch nicht wirklich absehbar, welche Auswirkungen die Pandemie noch haben würde. In Freiburg kamen weniger Besucher zur Konferenz, Abstände wurden eingehalten und letztendlich musste die Veranstaltung einen Tag früher als geplant beendet werden.
 

Konferenzen

In den darauffolgenden Monaten fanden viele Events, die bisher ein fester Bestandteil in der Community waren, nicht in gewohnter Weise statt. Zu nennen sind beispielsweise die großen Konferenzen SotM State of the Map, FOSS4G, FOSS4G Europe, INTERGEO und AGIT.

Die FOSS4G 2020 in Calgary wurde ersatzlos abgesagt und hat immense Kosten verursacht. Für 2021 ist weiterhin unklar, ob die Konferenz im September in Buenos Aires (Argentinien) stattfinden kann [2].

Die SotM fand nicht in Cape Town (Südafrika) sondern als Online-Event statt und war ein voller Erfolg. Durch dieses neue Format war eine weltweite Teilnahme möglich. Beeindruckend war zu sehen, dass Vortragende aus allen Teilen der Welt teilnahmen. Die Session-Moderation wurde beispielsweise in vielen Slots von Frauen aus Afrika durchgeführt [3].

Auch die AGIT fand als Online Event unter dem Motto „AGIT 2020 connecting spatially – virtually“ statt [4]. Es gab auch wieder einen OSGeoDay mit Workshops, drei Vortragsblöcken zu verschiedenen Themen und einen OSGeo Stand – alles virtuell.

Neben den etablierten Veranstaltungen gab es zahlreiche regionale Veranstaltungen. Viele nutzten die Möglichkeit, von zu Hause aus an den virtuellen Veranstaltungen teilzunehmen. So erfreute sich die FOSS4G-UK, die sonst 300 BesucherInnen hat, im Onlineformat über 1000 Anmeldungen [5]. Und auch in den nächsten Wochen erwarten uns virtuelle Konferenzen wie beispielsweise die FOSS4G Korea im November oder die FOSS4G SotM Oceania [6].
 

Community-Treffen

Die Pandemie wirkt sich auch auf Community Treffen wie Hacking Events und Stammtische aus. Auch diese werden virtuell durchgeführt und verzeichnen häufig eine höhere Teilnehmerzahl als üblich, da sie ortsunabhängig für viele Interessierte leicht erreichbar sind:

• Der Bolsena Codesprint 2020, der bis dahin immer in einem Kloster nördlich von Rom stattfand, zog diesmal online etwa 30 Teilnehmende an.
• Das OSGeo Annual General Meeting, welches üblicherweise im Rahmen der FOSS4G stattfindet, wurde diesmal virtuell veranstaltet [7].
• Auch einige FOSSGIS-Stammtische luden statt in Kneipen in virtuelle Räume ein [8]. So kamen zum Stammtisch Köln/Bonn auch mal Düsseldorfer und Berliner dazu.
• Der FOSSGIS e. V. veranstaltet darüber hinaus regelmäßige virtuelle Aktiven-Treffen, auf denen über die aktuelle Vereinsarbeit diskutiert wird.
• In der QGIS Community wurde neu der QHackFriday eingeführt, der nun jeden letzten Freitag im Monat stattfindet [9].

Manche Treffen fallen aber aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen ersatzlos aus – wie zum Beispiel das jährliche QGIS-Anwendertreffen.
 

COVID-19 FOSS-Initiativen

Zur Visualisierung der räumlichen Verbreitung von COVID-19 gibt es zahlreiche Lösungen aus dem Open-Source-Bereich. FOSS-Mitglieder haben weltweit engagiert ihr Wissen zum Aufbau von Anwendungen für die Allgemeinheit genutzt. Beispiele dafür finden sich auf der OS-Geo-Webseite.

Unter den Initiativen besonders hervorzu­heben ist Geospatial Romania, das OSGeo Local Chapter aus Rumänien [11]. Schon in der frühen Phase der Pandemie haben sich dort Freiwillige zusammengetan und eine beeindruckende Covid-19-Kartenanwendung erstellt und bei der Verbesserung der Daten mitgewirkt [12] [13] (vgl. Abb. 1).

 Abb. 1: Covid-19-Anwendung Geospatial Romania (Screenshot: Astrid Emde, WhereGroup)
 

Die letzten Monate haben gezeigt, wie dynamisch die FOSS Community ist und welch immensen Beitrag sie leisten kann. Der Austausch innerhalb der Community geht über virtuelle Kanäle weiter und eine Teilnahme bei vielen Aktionen und Events ist auf einmal global möglich – noch dazu mit weniger C02-Ausstoß.

Dennoch vermissen viele die Präsenz-Konferenzen vor Ort, bei denen neben dem Programm ein intensiver Austausch stattfindet und leichter und besser Kontakte geknüpft werden können. Dieser Part wird derzeit auf Online-Veranstaltungen noch nicht wirklich ersetzt. So ist zu hoffen, dass diese Pandemie bald vorüber ist und wir mit dem neu Erlernten für zukünftige Herausforderungen gut gewappnet sind.

 

Weiterführende Links

[1] https://www.fossgis.de/news/fossgis-2020-ende/
[2] https://2021.foss4g.org/
[3] https://2020.stateofthemap.org/
[4] https://agit.at/
[5] https://www.osgeo.org/events/foss4guk-2020-online-event/
[6] https://www.osgeo.org/events/
[7] https://wiki.osgeo.org/wiki/Annual_General_Meeting_2020
[8] https://www.fossgis.de/community/stammtische/
[9] http://blog.qgis.org/2020/08/21/say-hello-to-the-qhackfriday/
[10] https://wiki.osgeo.org/wiki/COVID-19_FOSS_initiatives
[11] http://geo-spatial.org
[12] https://covid19.geo-spatial.org/
[13] https://uk.osgeo.org/foss4gukonline2020/sessions.html#using-foss4g-to-track-covid-19-in-romania-slides

 

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