Entwicklung einer Kartographie-Anwendung für die Berliner Verkehrsbetriebe

von Olaf Knopp, WhereGroup

Infobrief 01 | 2021
 

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind das größte kommunale Nahverkehrsunternehmen im deutschsprachigen Raum [1]. Auf ihrem rund 2.100 km langen ÖPNV-Netz aus U-Bahn-, Straßen­bahn-, Bus- und Fähr-(!)Linien werden jährlich über 1,1 Mrd. Fahrgäste (2019) durch die Hauptstadt transportiert.

Berliner Verkehrsbetriebe

Für Kunden und Partner stellt die BVG eine Vielzahl kartographischer Produkte und Dienstleistungen bereit. Dazu gehören neben digitalen Angeboten auf der Web­seite des Unternehmens [2] auch Print-Produkte wie beispielsweise Stadt- und Stadtteilpläne, Umgebungspläne, Flyer oder ein gebundener Atlas.

Die WhereGroup entwickelt aktuell eine Softwarelösung zur Datenpflege und zur Erstellung der digitalen und analogen Kartenwerke. Konkrete Ziele des Projektes sind:

  • der Einsatz freier Geodaten wie OpenStreetMap als Kartengrundlage,
  • die Erstellung eines neuen Stadtplans inklusive des Berliner ÖPNV-Netzes,
  • die Ausgabe von Karten und Kartenausschnitten als Grundlage für Print-Produkte in gewohnter und Web-Produkte in verbesserter Qualität sowie
  • die Implementierung von Prozessen zur auto­matisierten und flexiblen Bearbeitung von Datengrundlagen und Kartenwerken.

In der begonnenen ersten Projektphase stehen die Sichtung, Bewertung und Visualisierung der Geodaten im Fokus. Als Datengrundlage dienen neben verschiedenen BVG-eigenen Beständen auch externe Daten wie beispielsweise die des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) oder OpenStreetMap.

 

Abb. 1: Berliner Verkehrsbetriebe (Bildquelle: Adobe Stock)

Die vorliegenden Geodaten werden hinsichtlich ihrer Genauigkeit und Vollständigkeit bewertet sowie räumlich und attributiv verschnitten. Ziel ist eine einheitliche Datenstruktur mit geprüften Daten als zukünftige Grundlage für alle benötigten Kartenprodukte. Die Analyse der Datenbestände – inklusive der notwendigen Berechnungen – wird mit QGIS durchgeführt. Neben den oben genannten Verschneidungen sind zur Erstellung des Daten­modells aufwendige graphische Generalisierungen notwendig, um die gewohnte Darstellung von ÖPNV-Karten zu erreichen, ohne die Lagegenauigkeit der Basisdaten zu verändern. Als Beispiel sei das visuelle Zusammenführen von Haltestellen verschiedener Bahnlinien zu Bahnsteigen genannt. QGIS hat sich hier besonders bewährt, weil alle Berechnungen sofort visualisiert und ohne Verzögerung bewertet werden können (vgl. Abb. 2).
 

Abb. 2: Lagegenaue Darstellung (links) + mit QGIS prozessierte schematische Darstellung (rechts) (Screenshots: WhereGroup)

Nach Abschluss der Analysephase werden mit dem Aufbau der zentralen Datenhaltung alle Prozessierungs-Schritte in eine PostgreSQL/PostGIS-Datenbank verlagert. Zukünftig laufen Datenänderungen und das Einspielen von Updates dort automatisiert ab. Parallel zur Datenanalyse wird mit OpenStreetMap ein Stadtplan als Kartengrundlage erstellt. Dessen Style orientiert sich am gewohnten Look & Feel der BVG-Produkte und ist für die benötigten Ausgabe-Maßstäbe optimiert.

Im weiteren Verlauf des Projektes ist die Entwicklung eines BVG-individuellen Software-Tools auf Basis von QGIS geplant. Dieses macht die Datenpflege in Zukunft einfach und intuitiv und ermöglicht eine unkomplizierte Ausgabe aller kartographischen Produkte – digital und print – in hoher Qualität. Das Projekt läuft agil und in enger Zusammenarbeit mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern der BVG. Die Produktiv­stellung ist ab dem Fahrplanwechsel 12/2021 im Parallel­betrieb beziehungsweise ab 12/2022 im Produktivbetrieb vorgesehen. Wir halten Sie in zukünftigen Infobriefen über die Entwicklung dieses spannenden Projekts auf dem Laufenden.

 

Weiterführende Links

[1] https://www.bvg.de
[2] https://fahrinfo.bvg.de/Fahrinfo/bin/query.bin/dn?&ujm=1

 

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