Software • 12. Januar 2022

Geodaten aus OpenStreetMap in QGIS laden

Die Vielseitigkeit der OpenStreetMap-Daten und ihrer Anwendungsmöglichkeiten spiegelt sich auch in den vielfältigen Optionen wider, die zum Datenbezug zur Verfügung stehen. Im Folgenden werden mit der Brille von QGIS-Nutzenden einige Tools und Services vorgestellt, welche einen Zugang und die Arbeit mit OpenStreetMap-Daten ermöglichen.

Feine kleine Hilfsmittel

Im Beitrag Verortung mit OpenStreetMap in QGIS - schnell und einfach wurde bereits vorgestellt, wie man in QGIS eine OSM-basierte Adresssuche nutzen kann, um die Karte auf bestimmte Orte zu zentrieren. Auch das Plugin OSM place search wurde beschrieben. Dieses ermöglicht es, die Resultate einer solchen Suche als Geoobjekte zu laden. Etwa kann mit einer Suchanfrage nach "WhereGroup Bonn" unser Bürogebäude als Polygon aus der OpenStreetMap-Datenbank geladen werden.

Das Plugin OSMInfo, erst seit kurzem wieder für QGIS 3 verfügbar, ist direkt wieder eine Empfehlung wert. Mit einem Klick in die Karte werden die an dem Ort befindlichen Objekte der OpenStreetMap-Datenbank abgefragt und in einer (teilweise sehr langen) Liste aufgelistet. Mit einem Klick werden sie in der Karte markiert, mit einem Rechtsklick können sie inklusive all ihrer Attribute als Layer hinzugefügt werden.

Umfangreiche Datenextrakte

Werden nicht nur einzelne Objekte benötigt, sondern sämtliche Daten einer Region oder eines Themas, so sind Datenbankextrakte die beste Wahl. Zwar könnte man auch über dynamische Schnittstellen und spezielle Suchanfragen die Daten direkt aus der OSM-Datenbank beziehen, dies ist aber grundsätzlich eher etwas für Expertinnen und Experten (auch wenn Overpass Turbo es zumindest etwas einfacher macht).

Das OSM-Wiki stellt eine große Liste an möglichen Bezugspunkten für Datenbankextrakte bereit. Drei ausgewählte werden im Folgenden kurz vorgestellt: Geofabrik, BBBike und osmdata.xyz.

Tägliche OpenStreetMap-Extrakte administrativer Regionen von der Geofabrik

Die Geofabrik bietet tagesaktuelle, regionale Ausschnitte von OpenStreetMap-Daten als Shapefiles und osm.pbf-Dateien an.

osm.pbf enthält zwar sämtliche Attribute der Objekte und kann von QGIS (dank GDAL) eingelesen werden, allerdings sind ohne manuelle Anpassungen (mittels osmconf.ini) nur eine Untermenge der Attribute als eigene Spalten sichtbar, andere zwängen sich als ein langer String in ein HStore-Feld. Schwerwiegender ist allerdings die Langsamkeit des Formats bei der Nutzung in QGIS. osm.pbf eignet sich eher (und dafür hervorragend!) für eine weitere Verarbeitung in Skripten oder zum Import in eine Datenbank.

Die Shapefiles der Geofabrik sind mit viel Liebe und Mühe zur einfachen Nutzung aufbereitet. Je nach Thema gibt es eigene Dateien, etwa für die Landnutzung oder Gebäude, und auch die Attributspalten wurden durch eigene Regeln veredelt und vereinfacht. Die Daten sind also direkt für eine einfache Nutzung im GIS-Alltag geeignet. Andererseits sind sie durchaus eine Veränderung und Vereinfachung gegenüber den Rohdaten und spiegeln weder die vollständige Datenlage noch die exakte Attributierung der Objekte wider. Für die ersten Schritte mit regionalen OpenStreetMap-Daten sind sie eine sehr gute erste Wahl!

Wöchentliche OpenStreetMap-Extrakte eigener Regionen von BBBike

Während die Extrakte der Geofabrik für feste, administrative Regionen vorliegen, gibt es bei BBBike die Möglichkeit, auch individuell eigene Regionen zu definieren. Zusätzlich steht eine breite Auswahl an Datenformaten zur Verfügung. Neben osm.pbf und Shapefiles können bei BBBike u. a. auch GeoJSON-Dateien oder Vektorkacheln (als MBTiles im OpenMapTiles-Schema) heruntergeladen werden. Die Aufbereitung der Attribute unterscheidet sich je nach Dateiformat, generell sind alle Attribute enthalten. Im Gegensatz zu den Extrakten der Geofabrik werden die Daten bei BBBike momentan allerdings "nur" wöchentlich aktualisiert.

Globale Datenthemen via osmdata.xyz

Für die Liebhaberinnen und Liebhaber von "Big Data" gibt es darüber hinaus noch einen speziellen Service, welcher globale thematische Extrakte im allseits beliebten GeoPackage-Format bereitstellt: osmdata.xyz.

Auf der Webseite findet sich eine thematische Liste globaler GeoPackages, von einem 200 Gigabyte großen GeoPackage aller in OSM kartierten Gebäude bis hin zu 14 Megabyte an geologischen Daten. Die Daten werden monatlich aktualisiert und enthalten sämtliche Attribute, wobei einige (identisch wie oben für das osm.pbf-Format in QGIS beschrieben) in einer gemeinsamen Spalte zusammengefasst wurden.

Auch wenn das GeoPackage-Format für viele Anwendungsfälle sehr gut geeignet ist, ist für die regelmäßige Arbeit mit solchen Datenmengen eine effiziente PostGIS-Datenbank sehr empfehlenswert, wir unterstützen gern!

QuickOSM, das qgis-sche OSM-Taschenmesser

Sollte dies alles noch nicht reichen, so gibt es mit dem Plugin QuickOSM eine Art Schweizer Taschenmesser für den Download von OSM-Daten direkt in QGIS. Im Hintergrund verwendet QuickOSM die Overpass Turbo-API und stellt deren mächtigen Funktionsumfang in einer einfachen GUI bereit. Sie benötigen sämtliche kartierten Straßen mit Tempo 30 im aktuellen Kartenausschnitt? Eine Suche nach "highway=residential" und "maxspeed=30" ist mit drei Klicks angelegt und wird direkt auf den aktuellen OSM-Daten durchgeführt.

QuickOSM wurde kürzlich stark überarbeitet und bietet mit den sogenannten "Map Presets" sogar die Möglichkeit, komplexe Kombinationen von Datenabfragen zu kombinieren, mit Kartenstilen zu versehen und per Mausklick durchzuführen. QuickOSM kann als Verarbeitungswerkzeug Ihre Workflows bereichern und osm.pbf-Dateien mit eigenen Regeln einlesen. QuickOSM verdient beizeiten einen eigenen Blogartikel!

Zu guter Letzt

OpenStreetMap-Daten sind fantastisch, aber unterscheiden sich regional und thematisch stark in ihrer Vollständigkeit. Beachten Sie die OpenStreetMap-Lizenz sowie ggf. weitere Bedingungen der Datenanbieter. Sollten Sie die Daten in einem kommerziellen Kontext verwenden, denken Sie bitte über eine finanzielle Unterstützung der Anbieter*innen und Entwickler*innen nach. Für Fragen oder Anregungen melden Sie sich gerne bei uns.

Sämtliche in diesem Artikel dargestellten Karten basieren auf OpenStreetMap-Daten © OpenStreetMap-Mitwirkende.

 

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Hannes Kroeger

Johannes Kröger

Nach einem Abschluss als Master of Science Geomatik an der HafenCity Universität Hamburg arbeitete Johannes Kröger mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im dortigen Lab for Geoinformatics and Geovisualization (g2lab) in der Lehre und Forschung. Seit März 2020 ist er als GIS-Entwickler und -berater bei der WhereGroup tätig. Johannes Kröger ist auch privat im Umfeld von Kartografie, Open-Data und FOSSGIS aktiv.

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