Projekte • 05. Oktober 2025

Entwicklung eines geodatenbasierten, digitalen Qualitätsmonitorings

Die WhereGroup hat für die Deutsche Wanderverband Service GmbH ein Geoinformationssystem (GIS) entwickelt, mit dem:

  • Wanderwege und bestimmte Gütekriterien offline über Smartphones und auch am Desktop erfasst werden können,
  • eine Überwachung dieser Daten möglich ist und
  • alle Daten, unabhängig davon, ob sie mobil oder am Desktop erfasst wurden, in einer zentralen Datenbank synchronisiert werden können.     

Die DWV Service GmbH ist die hundertprozentige Tochter des Deutschen Wanderverbandes (DWV). Er ist der Dachverband der deutschen Wandervereine und vertritt über 600.000 Mitglieder in rund 58 angeschlossenen regionalen Gebirgs- und Wandervereinen. Die Service GmbH betreut alle zertifizierten Qualitätswege und Regionen in Deutschland. Sie war Projektträger.
Das Projekt lief über acht Monate und steht kurz vor dem Abschluss. Wir sprachen mit Liane Jordan (Beauftragte des Qualitätsmanagements bei der DWV) über ihre Anforderungen, unsere Herangehensweise und das Ergebnis dieses Projektes.

WhereGroup:
Vor welchem Hintergrund haben Sie ein digitales Tool zum Qualitätsmonitoring für Wanderwege benötigt?

Liane Jordan:
Zielsetzung des Projektes war die zukunftssichere Gestaltung und Absicherung der Qualität der Wanderinfrastruktur, die für die Zertifizierung von Wanderwegen mit unserem Qualitätssiegel elementar wichtig ist.  Dazu muss jeder Wanderweg vollständig begangen und alle Kriterien erfasst werden. Gütesiegel können wir nur dann vergeben, wenn ein eindeutiger und transparenter Abgleich zwischen den Wanderwegen und den erforderlichen Kriterien möglich ist.

Die gesamte Erfassung übernehmen überwiegend ehrenamtliche Helfer, die das bis vor kurzem noch komplett analog und händisch mithilfe von Erhebungsbögen und Kopien von Karten gemacht haben. Das ist insgesamt ein sehr schwerfälliger und fehleranfälliger Prozess und muss dringend modernisiert werden.

Eine wichtige Anforderung an dieses Projekt war es, unseren Helferinnen und Helfern eine einfach zu handhabende digitale Erfassungsmöglichkeit an die Hand geben zu können, die auch vor Ort im Wald – also offline – funktioniert. Außerdem ist es für uns sehr wichtig, dass alle dezentral erfassten Daten in einer Datenbank synchronisiert und gespeichert werden. Das ist für uns die Grundlage dafür, dass wir die Qualität der Wanderwege effizient und eindeutig überprüfen und Siegel vergeben können.

WhereGroup:
Ihnen war vor allem wichtig, einen langfristigen Betrieb und mögliche Weiterentwicklungen sicherzustellen. Sind Sie mit dem System, zufrieden?

Liane Jordan:
Ja absolut. Wir halten die Kombination gut eingeführter Open-Source Komponenten, die in unserem System verwendet werden und speziell für unsere Anforderungen angepasst wurden, für zukunftsweisend. Das ist der Grund, weshalb wir uns sehr bewusst für Open Source entschieden haben.

WhereGroup:
Unsere Systemarchitektur besteht aus einer Datenbank (PostgreSQL), einem Desktop-GIS (QGIS), der mobilen GIS-Komponente (QField) sowie einem WebGIS (Mapbender). Zur Synchronisation der Daten wird eine Cloud-Lösung (QFieldCloud), erweitert um eine Kombination mit einem Desktop-GIS (QGIS2Mapbender), verwendet. Die zentrale Steuerung des Systems erfolgt durch QGIS.

Die mobile Komponente (QField) kann als App vollständig offline verwendet und die erfassten Daten zu einem späteren Zeitpunkt mit der Datenbasis synchronisiert werden.

 

Die Pipeline

Mittels Mapbender kann ein neuer Wanderweg hochgeladen werden. Dieser wird in einem eigens hierfür entwickelten Prozess aufbereitet und eine Hintergrundkarte für den Offline-Betrieb generiert.

Mittels QField (als native App) können für die prozessierten Wanderwege alle hinterlegten Qualitätskriterien offline auf einem mobilen Endgerät (Tablet oder Smartphone) im Feld erfasst werden. Die rot gestrichelte Linie zeigt die Wanderweg-Geometrie. Entlang dieser Linie können mithilfe eines Formulars mit verschiedenen Optionen Merkmale erfasst und auf einer Karte exakt verortet werden. Hinterlegt sind alle Kriterien, die der DWV für seine Zertifizierungen benötigt.

Die in QField erfassten Daten werden über die QFieldCloud mit einer bei der WhereGroup gehosteten Datenbank synchronisiert.

Über die QFieldCloud wird auch das Usermanagement nach einem festen Rechte- und Rollensystem gesteuert.

Wir haben im Projekt zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, dass auch zwischen der WebGIS-Anwendung Mapbender und der QFieldCloud ein Datenaustausch möglich ist. So können am Desktop nachträglich Daten korrigiert und/oder nachgetragen werden, in die Datenbank hochgeladen und von dort ausgewertet werden.

Alle vorhandenen Daten werden in einer bei uns gehosteten Datenbank gespeichert. Von dort aus erfolgt der letzte und entscheidende Schritt des Qualitätsmonitorings – die Auswertung. Wir haben einen automatisierten Prozess entwickelt, der alle Anforderungen an die Zertifizierung berücksichtigt. Alle Punkte, zu denen bestimmte Kriterien in der Datenbank hinterlegt sind, können exakt abgerufen werden.

WhereGroup:
Frau Jordan, das ist ein ausgeklügeltes System. Ihre Anforderung war, die Qualität konkreter Streckenabschnitte punktgenau überprüfen zu können. Funktioniert das für Sie?

Liane Jordan:
Ja, das System funktioniert und ist sehr transparent. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten können wir und alle erfassenden Personen schnell erkennen, an welcher Stelle eines Wanderwegs bestimmte Anforderungen evtl. nicht erfüllt sind und wo nachgearbeitet werden muss, um eine Zertifizierung zu erhalten.

WhereGroup:
Inzwischen ist unser Projekt fast abgeschlossen und Sie haben erste Tests im Gelände durchgeführt. Wie kommen Sie bzw. ihre ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer mit der QField-Mapbender-Infrastruktur zurecht? Bewährt sich das System?

Liane Jordan:
Die ersten Erfassungen auf den Wanderwegen waren vielversprechend. Unsere Testpersonen zeigten sich höchst zufrieden mit der Anwenderfreundlichkeit der Eingabe und mit dem sichtbaren Ergebnis zum Abschuss der Erfassung. Die Einfachheit der Bedienung trotz der Komplexität der aufgenommenen Daten und die finale automatisierte Auswertung sind unschlagbar gut und wegweisend für unsere digitale Qualitätsbewertung.

WhereGroup:
Für uns ist es immer wieder eine Herausforderung, unser technisches Wissen genauso zuzuschneiden, wie es für unsere Kunden passt. Wie war für Sie unser gemeinsamer Weg in diesem Projekt?

Liane Jordan:
Das System ist step by step gemeinsam mit dem Team der WhereGroup entwickelt und genau auf unsere Anforderungen zugeschnitten worden. Wir hatten über den gesamten Projektzeitraum feste Ansprechpartner*innen. Infolgedessen sind wir richtig gut zusammengewachsen und konnten sehr konstruktiv zusammenarbeiten – von der Konzeptentwicklung bis hin zu unseren wöchentlichen Abstimmungsmeetings. Herzlichen Dank für die stets sehr angenehme Zusammenarbeit, den kompetenten Austausch und die Entwicklung aller erforderlichen Funktionalitäten für die qualitative Bewertung von Wanderwegen.

Liane Jordan

Wir sprachen mit Liane Jordan, Qualitätsmanagement Wanderbares Deutschland und Leading Quality Trails bei der Deutschen Wanderverband Service GmbH.

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