Einmal im Jahr trifft sich die globale Open-Source-Geospatial-Community zur FOSS4G Konferenz. In diesem Jahr fand die Konferenz erstmals seit der Pandemie wieder vor Ort statt - über 1000 Teilnehmende reisten dafür nach Florenz (Italien). Eine Onlineteilnahme war ebenfalls möglich und wurde von knapp 300 Personen genutzt.
Organisiert wurde das internationale Treffen, das sich an Anwender*innen und Entwickler*innen richtet, vom lokalen Team der gFOSS.it, der italienischen Entsprechung des FOSSGIS e. V..
Vom WhereGroup-Team waren diesmal Astrid Emde, Johannes Kröger und Mathias Gröbe als Beitragende mit dabei.
Astrid Emde und Johannes Kröger nahmen bereits am QGIS Contributors Meeting teil, das schon vier Tage vor der Konferenz begann. Etwa 40 Teilnehmende engagierten sich in verschiedenen Bereichen rund um QGIS. Es war beeindruckend zu sehen, wie engagiert die Community ist und aus wie vielen verschiedenen Ländern Vertreter*innen anreisten – beispielsweise aus Südafrika, Tansania, Kolumbien, Rumänien, den Niederlanden und Frankreich.
Neben engagierten und konstruktiven Gruppendiskussionen zur langfristigen Vision von QGIS, der Benutzerfreundlichkeit der Webseite, Finanzierungsmöglichkeiten oder auch zum Erfahrungsbericht eines Anwenders wurden die Tage zum intensiven Austausch genutzt.
Währenddessen entwickelten die Teilnehmer*innen in mehr oder weniger kleinen Gruppen, oder auch ganz für sich, unterschiedliche Aspekte von QGIS weiter. Es wurden Fehler behoben, neue Features konzeptioniert und entwickelt, Übersetzungen angepasst und Vieles mehr. Der große Vorteil der gemeinsamen Anwesenheit zeigte sich hier besonders deutlich: Bei jedem Problem war garantiert eine Person im Raum, die weiterhelfen konnte.
Sieben vollgefüllte Konferenztage teilten sich auf in zwei Tage mit Workshop-Programm, drei Tage mit Vorträgen und dem abschließenden FOSS4G Community Sprint am Samstag und Sonntag, an dem etwa 80 Personen teilnahmen.
Die WhereGroup bot durch Astrid Emde gleich drei Workshops an, bei denen die Teilnehmer*innen praxisnah neue Kenntnisse sammeln konnten: Einführungen in PostgreSQL/PostGIS und Mapbender sowie das Aufsetzen einer GDI mit verschiedenen Komponenten aus dem Bereich Open-Source-Geospatial. Alle drei Workshops wurden mit der OSGeoLive-Distribution durchgeführt. Die Workshops waren zahlreich und divers besucht und trugen das neue Wissen in viele Ecken der Welt.
Im Vortragsprogramm stellten Astrid Emde und Johannes Kröger die MapComponents in einem LightningTalk vor, was sofort zu angeregten Gesprächen mit anderen Webentwickler*innen führte. Johannes Krögers Vortrag zum LERC-Rasterkompressionsalgorithmus fügte sich in diverse Diskussionen zu effizienten und modernen Datenformaten ein. Im Report zum Stand des OSGeoLive-Projekts berichtete Astrid Emde zusammen mit dem OSGeoLive Team über die Neuerungen in der OSGeoLive Version 15, die extra zur FOSS4G veröffentlicht wurde.
Die Aufzeichnungen und Folien der Vorträge werden in Kürze im TIB AV-Portal veröffentlicht.
Der Sol Katz Award wurde 2022 zum 18. Mal verliehen. Die Auszeichnung wird jedes Jahr auf der FOSS4G an eine Person vergeben, die sich durch besonderes Engagement für die Open-Source-Geospatial-Community ausgezeichnet hat. In diesem Jahr ging der Preis an den Italiener Sandro Santilli (strk), der seit vielen Jahren zu Projekten wie PostGIS, GEOS und QGIS beiträgt und die OSGeo im SAC-Team im Bereich der Administration unterstützt.
Ein denkwürdiges Zitat aus seiner Rede: „I don’t care if you use Free Software. I care if you contribute to Free Software!“ (etwa „Für mich ist es nicht von Bedeutung, wenn du freie Software nutzt, für mich bedeutet es etwas, wenn du zu freier Software beiträgst!“).
Im Anschluss an die Konferenz folgte der alljährliche FOSS4G Community Sprint. Auch hier waren diverse OSGeo-Projekte vertreten, um sich vor Ort zu aktuellen und kommenden Themen auszutauschen und gemeinsam zu entwickeln. Vonseiten der WhereGroup wurde die Zeit genutzt, um während des QGIS-Entwicklertreffens begonnene C++-Entwicklungen weiter voranzutreiben und als Pull Requests für den QGIS-Core einzustellen.
Astrid Emde / GIS-Consultant WhereGroup Bonn
"Die Teilnahme auf dem QGIS Contributors Meeting und der FOSS4G waren echte Highlights. Endlich die Community und viele alte und neue Freunde und Freundinnen wieder persönlich zu treffen, war ein Vergnügen. Wärmstens kann ich die Community-Sprints empfehlen, die ungemein spannend und in kleiner Runde auf die große und großartige FOSS4G vorbereiten. Wie jedes Jahr bietet die FOSS4G einen Einblick in die neusten Trends und gibt ein Update zu bekannten Projekten. Schon jetzt freue ich mich auf die Veröffentlichungen im TIB AV-Portal, um die verpassten Vorträge in Ruhe anschauen zu können."
Johannes Kröger / GIS-Consultant und Entwickler WhereGroup Hamburg
"Die zehn Tage intensiven Austauschs und Wissensbetankung waren überwältigend. Nach den intensiven QGIS-/entwicklungsfokussierten Tagen zu Beginn war die FOSS4G ein Wirbelwind an Inspiration und Menschenmassen. Durch die frischen Kontakte vom QGIS-Entwicklertreffen gab es kaum einen Raum oder Flur, in dem man nicht auf ein bekanntes Gesicht stieß, um sich zu den gerade gesehenen Vorträgen auszutauschen. Ich könnte unzählige Vorträge empfehlen, z.B. von Marco Bernasocchis "20 Years of QGIS [community]" oder auch von Brandon Lius "Web mapping at any scale", obwohl es einem aufgrund der schieren Masse nur möglich war, einen Bruchteil des Programms live zu erleben. Ich freue mich schon auf die Veröffentlichung der Aufzeichnungen!"
Mathias Gröbe / GIS-Consultant und Entwickler WhereGroup Berlin
"Für mich war es die erste FOSS4G-Veranstaltung und gleichzeitig die größte Konferenz, an der ich bisher teilgenommen habe. Besonders spannend fand ich die Vorträge zu den Open-Source Projekten zu verfolgen, ins Gespräch mit anderen Teilnehmenden zu kommen und mir Tipps und Tricks für QGIS und PostGIS abzuschauen. Inspiriert haben mich hier insbesondere die Vorträge „QGIS & PostGIS: Tips & Tricks“ von Julien Cabieces, „Streamlining QGIS workflows with PostgreSQL editable views and triggers“ von „Lauri Kajan und „Designing dynamic forms in QGIS Desktop with expressions“ von Andreas Neumann.
Aber auch die neuesten Entwicklungen im Bereich Web Mapping mit Vektor Tiles und die Entwicklungen rund um MapLibre und OpenMapTiles zu verfolgen, war eine Bereicherung. Es ist wichtig die aktuellen Entwicklungen zu kennen und zu verfolgen, wohin die Entwicklung der zoombaren Karten, die wir alle längst in unserem Alltag nutzen, geht, um auf die richtigen Bibliotheken und Anwendungen zu setzen. Genauso ist es toll zu sehen, wie breit mittlerweile die Unterstützung für MapLibre ist und dass dadurch tolle neue Features wie die Unterstützung von 2.5D-Ansichten möglich werden."
Das lokale Konferenzteam hat eine herausragende Konferenz organisiert! Es war eine Freude sich nach so langer Zeit endlich wieder „in echt“ mit der Community auszutauschen und zu sehen, wie die Welt der FOSS-Software für Geo- und GIS-Themen immer weiter wächst und sich etabliert. Der gezeigte technische Fortschritt, die Bandbreite der Themen und die Diversität der Beteiligten waren schlichtweg beeindruckend.
Wir freuen uns auf die nächste FOSS4G, die vom 26. Juni bis 2. Juli 2023 in Prizren (Kosovo) stattfinden wird.
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